So, hier geht es zunächst mal mir der Seitenwagenbremse weiter. Das Boot verfügt hydraulisch betätigte Scheibenbremse, die zusammen mit der Vorderradbremse betätigt wird.
Das erste, was mir daran schon nicht gefallen hat, ist die Verlegung der Stahlflexleitung vom Bremssattel bis oben an den Lenker zur Handbremspumpe. Das ist nicht nur unsinnig, sondern sieht bzw. sah auch noch beschissen aus.
Das wird natürlich geändert und die Leitung unten an den Verteiler mit angeschraubt.
Nicht nur optisch, sondern auch technisch ein Supergau war die Bremsscheibe und der Bremssattel.
Leider habe ich es in "the heat of the battle" versäumt, Fotos davon zu machen. Aber seid froh, dass ihr das nicht gesehen habt.
Die Scheibe war größtenteils verrostet und nur ein kleines Segment der Reibfläche war von den Bremsbelägen blank geschliffen.
Das erste, was ich gemacht habe war, die Bremsscheibe auf einer Flachschleifmaschine beidseitig plan und die Seiten parallel zueinander schleifen zu lassen und die Bereiche, die ausserhalb der Reib- oder der Auflagefläche liegen, zu lackieren, um sie vor Rost zu schützen.


Die Schrauben, mit denen die Bremsscheiben an der Nabe befestigt wird, waren alle sechs lose. Nachdem ich sie angezogen habe,
drehte sich gar nichts mehr. Also war auch hier Ursachenforschung angesagt.
Die Auflagefläche, auf der die Bremsscheibe auf der Radnabe aufliegt und zentriert wird, war vom Vorgänger mit einem Pinsel und
Hamerite Metallschutzfarbe so richtig schön dick angepinselt und zeigte neben sehr markanten Pinselstrichen auch eine fette Rotznase. Es ist also völlig klar, dass die Scheibe nicht nicht plan und winklig zur Radnabe aufliegen konnte und demzufolge auch der Bremsbelag nicht am gesamten Umfang anlag. Leider habe ich auch davon keine Fotos im Urzustand.
So konnte das natürlich nicht funktionieren. Wenige Zehntel mm Unebenheit auf der Auflagefläche und in der Nähe der Nabe bewirken ein Vielfaches an Schlag zum Aussendurchmesser hin. Also wurde der Lack hier entfernt und alles zusammen gebaut.

Danach stellte ich dann fest, dass die Scheibe auch am Umfang im Bremssattel schliff, und wenn die Achsmutter fest angezogen wurde, drückte es die Scheibe gegen das Gehäuse des Bremssattels.
Irgendwas war hier also oberfaul.
...Lange Rede kurzer Sinn: Die Distanzhülse zwischen den Lagern in der Radnabe war zu lang. Mindestens eines der Lager oder auch beide saßen also nie komplett in ihrem Sitz. Die Nabe insgesamt saß zu weit hinten auf dem Achsstummel.
Die Bremsscheibe musste am Umfang etwas abgedreht werden, die Distanzhülse gekürzt und das Rad bzw. die Nabe etwas nach außen versetzt werden.
Dafür habe ich mir im ersten Schritt ein paar unterschiedliche Zwischenringe aus Alu gedreht, mit denen ich mich an die richtige Position der Nabe heran tasten konnte.
Da, wenn man nur einen Ring vor den Achsstummel legt, der darauf laufende Simmerring beschädigt werden kann, musste ich irgendwie eine durchgehende Fläche haben.
Dazu habe ich mir Simmerringe mit einem größeren Innendurchmesser (32 statt 30 mm) besorgt und einen Ring gedreht, der einerseits die Distanz zum Anschlag bildet und sich andererseits über die alte Gleichfläche drüber schiebt und damit eine breit und durchgehende Fläche bildet:



Damit war aber auch schon das nächste Problem geboren: Durch den Versatz der Nabe nach aussen passte nun die selbstsichernde Achsmutter nicht mehr komplett auf das Gewinde bzw. hatte das Gewinde keinen Überstand mehr.
Okay, das war recht einfach zu lösen. Ich hatte ja für aussen auch den größeren, aber flacheren und damit formschöneren Simmerring vorgesehen und musst eh eine neue Distanzbuchse drehen. In die habe ich die Mutter dann einfach etwas eingelassen. ...Und natürlich kommt hier bei der endgültigen Montage noch eine neue Mutter drauf.

Damit war die Ausrichtung der Nabe und der Bremsscheibe zum Sattel erst mal abgeschlossen. Alles lässt sich sauber durch drehen, ohne zu taumeln und ohne irgendwo zu schleifen und ich konnte mich nun dem Bremssattel selbst widmen.
Zuerst dachte ich auch hier an Pfusch des Vorbesitzers, aber als der neue Sattel dann genau so geliefert wurde, musst ich zu meinem Erstaunen fest stellen, dass das ganze Ding eigentlich eine Fehlkonstruktion ist.
Das Gehäuse des Bremssattels besteht aus zwei Hälften. Die hydraulische Abdichtung erfolgt über einen dazwischen gelegten O-Ring. So weit, so gut.
Die Sättel sind dafür bekannt, dass sie dazu neigen, sich unter dem Druck der Hydraulik zu spreizen. Was auch nicht so recht ins Konzept passt, ist, dass die Trennfläche der beiden Hälften vom Werk aus lackiert ist. ...Okay, sie hat keine Rotznasen, wie die Auflage der Bremsscheibe, aber technisch korrekt ist das nicht.
Der Supergau aber waren hier die einfach durchgesteckten Schrauben, deren Köpfe mit einem Sicherungsblech "gesichert" werden, ...

...während auf der Rückseite nur eine Unterlegscheibe unter einer ganz normalen Mutter liegt.
Also was, bitteschön, soll denn das Sicherungsblech "sichern"

Also so baue ich das auf keinen Fall ans Boot!
Ich habe also den Lack auf den beiden Trennflächen entfernt in in die Durchgangslöcher der hinteren Gehäusehälften Gewinde geschnitten und Heli-Coils eingesetzt.


Jetzt werden mit den Schrauben beide Gehäuseteile auch schon ohne Muttern fest miteinander verschraubt, und die Muttern, unter die ich, wie auch unter die Schraubenköpfe noch sogenannte
Schnorrscheiben gelegt habe, wirken als Kontermutter und sichern zuverlässig die Verbindung.



...Damit kann man jetzt los und bestimmt auch besser bremsen.
